Vision TeKardio 1.0

B.5 Zusammenfassung und Fazit In Deutschland werden pro Jahr über 140.000 Herzschritt- macher, implantierbare Cardioverter Defibrillatoren (ICD) und Systeme zur kardialen Resynchronisationstherapie (CRT) zumeist in Krankenhäusern unter stationären Gegebenheiten implantiert. Die ersten Auswertungen der in DOQUVIDE erhobenen Parameter erlauben den Rück- schluss, dass alternativ zu einer stationären Leistungser- bringung die Neuimplantation oder der Aggregatwechsel eines Herzschrittmachers oder Defibrillators adäquat unter ambulanten Gegebenheiten der 29 teilnehmenden kardiologischen Praxen durchgeführt werden kann. Eine ambulante Leistungserbringung stellt demnach eine gleichwertige Behandlungsoption dar, die hinsichtlich der Effizienz der Behandlungsprozesse der stationären Versorgung sogar überlegen ist. So konnte aufgezeigt werden, dass die Aufenthaltsdauer bei einem ambu- lant durchgeführten Eingriff sowohl vor dem Eingriff, als auch in der postoperativen Zeit gegenüber stationär behandelten Patientenwesentlich kürzer war. Dieses trifft sowohl hinsichtlichder Implantationsart (Neuimplantation oder Aggregatwechsel), als auch für alle Aggregattypen (Ein-, Zweikammer-Aggregat, CRT-System) zu. Dieser Effekt war am deutlichsten bei Neuimplantationen sichtbar: Bei einer ambulanten Leistungserbringung wurde das Gerät am „Aufnahmetag“ implantiert und die durchschnittlich postoperative Betreuung betrug lediglich 17 Stunden. Wie die Daten des Deutschen AQUA-Instituts zeigen, verweilt der Patient insgesamt 11 Tage, davon 5 postoperativ. Allein an der postoperativen Dauer wird das enorme Potential von Kosteneinsparungen deutlich. Die unmittelbare post- operative Sicherheit kann durch den Einsatz von Telemoni­ toring-Systemen bezüglich der Aggregat- und Sonden- funktion gewährleistet werden. Die Wundkontrolle kann unproblematisch von den behandelnden Hausärzten ge­ sichert werden. Der Patient profitiert hier im Wesent­ lichen von einer deutlichen Zeitersparnis. Die Auswertung der Implantationsdaten zeigt ferner, dass in den implantierenden Praxen der Anteil an Ag- gregatwechseln im Vergleich zu Neuimplantationen erhöht ist, wohingegen im stationären Bereich insbeson­ dereNeuimplantationendurchgeführtwerden.DieGründe hierfür können sein, dass ÿ ÿ die teilnehmenden Praxen eine hohe Anzahl von Herzschrittmacher- und Defibrillatorpatienten betreuen und daher den notwendigen Wechsel selber durchführen, ÿ ÿ die Patienten mit einer symptomatischen Herzrhythmusstörung stationär aufgenommen wurden und das Aggregat daher stationär implantiert wurde, ÿ ÿ die Patienten aufgrund bestehender Komorbiditäten stationär behandelt wurden, ÿ ÿ sich die Kostenübernahme von Neuimplantationen durch die Krankenkassen schwierig gestaltet, da diese Leistung nicht im EBM abgebildet ist. Telekardiologie kann diese Stärkung des ambulanten Sektors, die mit effizienteren Prozessen und somit mit re- duzierten Kosten einhergeht, beschleunigen. Der hohe Grad der Vernetzung und Kooperationsbereitschaft so- wohl mit ambulanten, als auch mit stationären Partnern, der bei den teilnehmenden Praxen zu beobachten ist, deutet auf eine Entwicklung zur Etablierung sektorüber- greifender Versorgungsstrukturen hin. Die Ergebnisse der Datenauswertung spiegeln auch die heutige Rolle und Bedeutung der Telekardiologie in der Behandlung von ICD-Patienten wieder: Während der Großteil der Patienten mit Herzschrittmachern nicht telekardiologischmitbetreut wird, ist dieser Anteil bei den ICD-Patienten sehr viel höher. Der Nutzen einer telekar- diologischen Betreuung bei diesen für lebensbedrohliche Herzrhythmusstörungen gefährdeten Patienten konnte in vielen klinischen Untersuchungen nachgewiesen werden und sollte als Standard in der Betreuung dieser chronisch kranken Patienten etabliert werden. C Ausblick Vision Te Kardio 82 83

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