Vision TeKardio 1.0

Neben unterschiedlichen Krebsarten sind Erkrankun- gen des Herzens die häufigs- ten Todesursachen in der westlichen Welt. Herz-Kreis- lauf-Erkrankungen machen in Deutschland zudem seit Jahren den größten Kosten- block mit über 35 Milliarden Euro im Gesundheitswesen aus. In der Behandlung von Patienten mit chronischen Herzrhythmusstörungen stellen Herzschrittmacher, im- plantierbareCardioverterDefibrillatoren (ICD) undSysteme zur kardialen Resynchronisationstherapie (CRT) die wich- tigsten Therapieoptionen dar. Die immer weiter steigende Lebenserwartung sowie der technologische Fortschritt führen dazu, dass die Anzahl der Implantationen und da- mit der Aufwand für die notwendige Nachsorge in den kommenden Jahren erheblich zunehmen werden. Gleich- zeitig wird der dadurch steigende Kostendruck im deut- schen Gesundheitswesen durch die bestehende sektorale Trennung zwischen stationären und ambulanten Einrich- tungen zusätzlich erhöht, da Informations- und Kommu- nikationsbrüche zwischen den behandelnden Leistungs- erbringern einen durchgängigen Behandlungsprozess behindern und zu Ineffizienzen in der Versorgung führen. Die aufbrechenden Strukturen im ambulanten Sektor so- wie der technische Fortschritt bieten in diesem Zusam- menhang neue Möglichkeiten, Einsparpotenziale nutzbar zu machen. Insbesondere auf dem Gebiet des ambulan- ten Operierens eröffnen sich dabei durch die Etablierung sektorübergreifender Versorgungskonzepte Chancen für alle beteiligten Akteure. Ambulante Implantationen von Herzschrittmachern, ICD- und CRT-Systemen mit Remote Monitoring-Funktion bieten eine kostengünstigere und qualitativ hochwertige Möglichkeit der Patientenver- sorgung. Remote Monitoring ermöglicht eine häusliche, telekardiologische Überwachung des Patienten rund um die Uhr und stellt als Ergänzung zur persönlichen Nach- sorge durch den behandelnden Arzt eine effiziente und hochqualitative Betreuungsoption dar, die demPatienten Sicherheit bietet und seine Lebensqualität erhöht. Durch die Früherkennung selbst asymptomatischer Arrhyth- mie-Episoden und die umgehende Benachrichtigung des Arztes werden potenzielle Risiken im Zusammenhang mit der Therapie reduziert. Eine frühzeitige Intervention wird mit Hilfe eines telekardiologischen Systems ebenso ermöglicht wie ein individuelles Therapiemanagement, z. B. die individuelle Anpassung der Medikation oder der Geräteeinstellungen. Die telemedizinische Betreuung der Patienten erweist sich immer mehr als sichere Alternative zur herkömmlichen Präsenznachsorge und ist zudem in der Lage, die Zahl der routinemäßigen Arztbesuche ohne Sicherheitseinschrän- kung für den Patienten auf ein sinnvolles Maß zu reduzie- ren. Während die Telekardiologie auf Grund dieses nach- gewiesenen Nutzens bereits in verschiedenen Vorhaben gelebter Teil der deutschen Versorgungsrealität ist, man- gelt es noch immer an systematisierten Informationen, welche die Vorzüge der ambulanten telekardiologischen gegenüber der herkömmlichen Versorgung von Patienten mit kardiologischen Implantaten belegen und so auch die Grundlage schaffen für die Überführung der Telekardiolo- gie in den Leistungskatalog der Krankenkassen. Um die benötigte Transparenz in der Telekardiologie zu fördern, hat die Deutsche Stiftung für chronisch Kranke das Vorhaben „DOQUVIDE – Dokumentation der Quali- tät bei Erhebung von Vitalparametern durch implantierte Devices“ ins Leben gerufen. Dieses dient der Erfassung und Auswertung von telemedizinisch gewonnenen Vital- parametern bei Patientenmit den Diagnosen Bradykardie, Tachyarrhythmie und Herzinsuffizienz, die mit teleme- dizinfähigen implantierten Schrittmacher-/ICD-/CRT-D- Devices versorgt sind. Ziel des Vorhabens und des vorliegenden Qualitätsberich- tes ist es, die von den teilnehmenden Praxen erbrachten Leistungen und Behandlungsergebnisse nach außen trans- parent darzustellen und interessierten Personen zugäng- lich zu machen. Diese wissenschaftliche Aufarbeitung der Behandlungsverläufe, verbunden mit einer jährlichen Veröffentlichung der Ergebnisse, soll zudem ein weiterer Ansporn zur Optimierung der Behandlungsqualität und zur Bestätigung der Bedeutung der ambulanten Versor- gung sein. Damit möchte die Stiftung durch die Evalu- ierung der Versorgungsqualität in der ambulanten Ver- sorgung von Implantatpatienten einen Beitrag zu einer offenen Informationspolitik leisten und so einen Anreiz für weitere Verbesserungen in der Patientenversorgung bieten. Ihr Thomas M. Helms Vorwort 4 5

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