Vision TeKardio 2.0 2017

Demografische und soziokulturelle Verände- rungen, der zunehmende Fortschritt in der Me- dizintechnik und des „medizinisch Machbaren“ stellen das Gesundheitswesen in Deutschland vor die Herausforderung, eine optimale Versor- gung der Bevölkerung bei steigenden Kosten und begrenzten Ressourcen zu gewährleisten. Verschärfend wirkt die Zunahme an chroni- schen Krankheitsverläufen und multimorbiden Patienten bei einem gleichzeitigen Abbau von Krankenhausbetten und einer sinkenden Zahl regionaler Krankenhäuser sowie einem Ärzte- mangel – gerade imfachmedizinischenBereich – in einigen ländlichen Regionen. Nicht nur vor diesem Hintergrund erscheint eine sektoren- übergreifende Koordination und Kommunika- tion der Leistungserbringer über alle Versor- gungsstufen sinnvoll. Dafür ist es notwendig, medizinische Daten und Informationen aus den unterschiedlichen Pha- sen von Diagnostik über Therapie bis hin zur Rehabilitation allen am Behandlungsprozess beteiligten Personen und Institutionen zeitnah und aktuell zur Verfügung zu stellen. Schließlich wirken sich vorhandene Kommu- nikationsdefizite an den Schnittstellen der Sektorengrenzen direkt auf die konkrete Pati- entenversorgung aus – nicht nur in struktur- schwachen Gebieten, in denen eine Unterver- sorgung droht oder bereits vorhanden ist. A.4.1 Chancen der telekardiologischen Patientenbetreuung „Telemedizinische Anwendungen haben ohne Zweifel das Potenzial zu Qualitäts- 31 Müller et al. 2013; Slotwiner et al. 2015 und Effizienzsteigerungen sowie zur Realisierung von Einsparungen im Gesundheitswesen. Die Nutzeneffekte telemedizinischer Anwendungen müssen dennoch differenziert betrachtet werden, da sie unterschiedliche Voraussetzungen, Aufwendungen und Zielgruppen umfassen. Das kontinuierliche Patientenmonitoring bietet erhebliche Vorteile für Patient und Arzt. Es er- weitert und verbessert die klassische Präsenz- nachsorge um die Möglichkeit, bedarfsgerecht und effizient auf kritische Ereignisse und ge- sundheitliche Veränderungen von Patienten zu reagieren. Auf dieseWeise trägt die Telemedizin zur Bewältigung zunehmender Patientenzah- len bei perspektivisch knapper werdenden per- sonellen und finanziellen Ressourcen und einer nachweislichen Verbesserung der Lebensquali- tät und Sicherheit betroffener Patienten bei 31 . Die telekardiologische Nachsorge (Remote Fol- low-Up) nutzt die Möglichkeit der Datenüber- tragung, so dass die physische Präsenz des Pa- tienten bei den technischen und diagnostischen Nachkontrollen nicht mehr zwingend notwen- dig ist. Die Kontrollen können kontinuierlich oder bedarfsgerecht erfolgen, ersparen demPa- tienten die Anfahrt zum Facharzt und können auch kurzfristig bei fraglichen Ereignissen Klar- heit schaffen. Sollte eine weitergehende Inter- vention (Neuprogrammierung, Änderung der Medikation, Hospitalisierung, o.ä.) notwendig sein, ist dies unmittelbar sichtbar. Je nach Sta- bilität eines Patienten können die Nachsorgein- tervalle in den Praxen so individuell verlängert oder verkürzt werden. Insbesondere für chronisch kranke und mobi- litätseingeschränkte Patienten ist das Telemo- 26

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