Vision TeKardio 2.0 2017

A.2.1 Einsatz und Funktion elektrischer Implantate A.2.1.1 Herzschrittmacher In Ruhe schlägt ein gesundes Herz etwa 60 bis 70 mal pro Minute. Die Impulse für den Herz- schlag werden normalerweise im Sinusknoten erzeugt und über das elektrische Reizleitungs- systemdes Herzens vomVorhof über den Atrio- ventrikularknoten (AV-Knoten) in die Herzkam- mern bis in die Herzspitze geleitet. Durch die regelmäßigen elektrischen Impulse zieht sich der Herzmuskel mit jedem Zyklus gleichmäßig zusammen. Sind der Sinus- oder AV-Knoten be- einträchtigt, kommt es zu Unregelmäßigkeiten im Herzrhythmus, die die Herzfrequenz dauer- haft herabsetzen können (Bradykardie). In der Folge fällt es dem Herzen schwer, den Körper noch ausreichend mit Blut und Sauerstoff zu versorgen. Dies kann dann Schwindelanfälle und Bewusstlosigkeit auslösen und die körper- liche Leistungsfähigkeit bei Belastung merklich herabsetzen. Die heutigen Herzschrittmachermodelle kön- nendenHerzrhythmus eines Patientenmit Hilfe künstlich erzeugter Impulse sehr individuell re- gulieren. Sie sind in der Lage, die elektrischen Impulse Schlag für Schlag eigenständig an die körperlichen Anforderungen des Patienten an- zupassen (automatische Frequenzadaption). Einige Modelle können die Stimulationsfre- quenz sogar anmentale Belastungssituationen, wie Stress, Aufregung und Gefühlszustände, 10 Krämer et al. 2007 wie Freude, anpassen – ohne dass sich der Pa- tient – wie bei den Standardmodellen – dazu bewegen muss. Diese sog. Closed Loop Sti- mulation verbessert damit insbesondere die Lebensqualität von herzinsuffizienten und chronotrop inkompetenten Patienten. Herz- schrittmacher übernehmen neben ihrer thera- peutischen Aufgabe zudemwichtige diagnosti- sche Funktionen und zeichnen automatisch auf wann, wie oft und wie lange Rhythmusepiso- den auftreten. Alle im Gerät gespeicherten Informationen müssen den Leitlinienempfehlungen entspre- chend regelmäßig durch den Kardiologen über- prüft werden. Die Schrittmachernachsorge stellt somit einen festen Bestandteil der Gerä- tetherapie dar und wird in halbjährlichen bis jährlichen Intervallen empfohlen 10 . Die Abfrage des Schrittmachers in der Ambulanz bzw. der Praxis erfolgt regulär über ein sog. Program- miergerät, über das sämtliche Implantateinstel- lungen und Vitalparameter sowie Episodenauf- zeichnungen abgebildet werden können. A.2.1.2 Implantierbare Cardioverter Defibrillatoren (ICD) Die effektivste Methode, ventrikuläre Tachykar- dien und lebensbedrohliches Kammerflimmern zu behandeln, stellt die Defibrillation dar, wel- che durch die Abgabe von starken Stromimpul- sen (Schocks) das Kammerflimmern des Pati- enten unterbricht. Implantierbare Cardioverter Defibrillatoren (kurz ICD) werden auf der linken 15

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